Schön trotz Föhn
Schön trotz Föhn
Föhn und fliegen - das verträgt sich nicht.
Wenn der Wetter-Check auch nur den Verdacht auf Föhn ergibt, sollte man vorsichtig sein - es gibt geschützte Gebiete, in denen es sich auch bei leichtem Föhn fliegen lässt, je nach Stärke des tückischen Südwindes solllte man aber generell besser am Boden bleiben.
Für heute Donnerstag war zwar ein leicheter Südüberdruck prognostiziert, doch alle Windprognosen sagten klar West-, am Morgen Südwestwind voraus. Auf Grund dessen, und weil im November die meisten Seilbahnen geschlossen sind, machten Martin und ich uns auf nach Brülisau, der Talstation des Hohen Kasten im Alpsteingebirge.
Schon auf der Fahrt zu Martin frühmorgens wurde ich skeptisch, sagte doch der Wetterbericht 16 Grad in den Föhntälern voraus.
Föhn? Hab ich was verpasst?
Eine kurze Rücksprache mit Martin versicherte mir aber, dass ich den Meteo-Check gewissenhaft gemacht habe, das Wetter wohl tatsächlich fliegbar ist.
Auf dem Gipfel des Hohen Kasten angekommen, zeigte sich ein anderes Bild: Böiger Süd- bis Süd-Südwestwind, zwischenzeitlich mit Spitzen von 45 km/h, wehte warm um unsere Köpfe - so war an fliegen nicht zu denken.
Nach einem stärkenden (vorgezogenen) Mittagessen schwächte zwar der Wind nach und nach ab, doch kam er noch immer aus der Richtung, die eine gefährliche Lee-Situation am Startplatz verursachte; wer an seinem Leben hängt, lässt den Schirm in solchen Momenten lieber im Sack. Wenigstens die Dolen hatten ihren Spass, die schwarmweise über unseren Köpfen im Föhn soarten und wie höhnisch zu uns hinunter pfiffen.
Als der Wind um ca. 15 Uhr nach Stunden des Wartens doch merklich abschwächte und einigermassen Richtgung Südwest drehte, machten wir uns dann doch noch auf zum Startplatz. Da wir das erste mal auf dem Hohen Kasten waren, und bei diesen Bedingungen kein normaler Pilot sich blicken lässt, war schon der Weg zum Start abenteuerlich: über einen steilen Kletterpfad kämpften wir uns nach unten, am Schluss mussten wir sogar die Rucksäcke abziehen, um nicht schon vor dem Start zu fliegen.
Am Startplatz angekommen, zeigte der Windspion nach oben - ein gutes Zeichen! Nach der Starvorbereitung drehte der Wind dann zwar nochmals für ein Weilchen, doch letztlich machte sich unsere Geduld bezahlt und wir konnten starten.
Der Flug war dann ein kurzer Abgleiter - allerdings in traumhafter Kulisse: Hinter uns der Hohe Kasten, links der Sämtisersee und das Alpsteinmassiv mit Säntis und Ebenalp, rechts ein tolles Nebelmeer über dem Bodensee. So war ich nach der Landung zwar nicht ganz erfüllt (in mir nagte noch der Ärger, dass ich mich am Morgen nicht umentschieden habe und ins Prättigau gefahren bin), doch war unser Premierenflug im Alpstein dennoch ein tolles Erlebnis. Und wir sind wieder um einige wichtige Erfahrungen reicher!
Den Film dazu findet ihr hier: http://www.vholdr.com/users/thermikfresser
17. November, Dave
20.11.2009 Jo Dave, war trotzdem geil gestern :-)) Das Warten stärkt ja den Charakter ;-) Aber schon krass, kein Wülchli am Himmel und eine kilometerweite Aussicht in alle Richtungen, aber kein einziger Schirm zu sehen. Komisches Gefühl wenn man dann allein an einem neuen Startplatz steht, der absolut keine Fehlermarge bietet... Nach dem problemlosen Start und dem sehr ruhigen Flug fragte ich mich schon, ob wir nicht ZU vorsichtig waren und einfach mal den Start hätten wagen sollen. Meine Antwort darauf fällt aber klar und eindeutig aus: Nein, es war richtig, nicht zu starten, solange wir uns nicht sicher waren, dass es klappt und die Luft ruhig genug ist. Lieber auf einen Flug zuviel verzichten, als ihn im Nachhinein zu bereuen...
20.11.2009 Nö, ich denke gerade am Hohen Kasten mit seiner schroffen Form wären die Rotoren verherend gewesen. Dieses Risiko einzugehen wäre total unnötig und damit blöd gewesen, meiner Meinung nach. Als wir starteten, hat der S-SW-Wind so markant abgenommen, dass Lee-Rotoren unwahrscheinlich waren. Zuvor hatte es immer wieder Böen bis über 40 km/h...